Wo Wein ein Lebensgefühl ist
Wein ist in Italien mehr als nur ein Genussmittel, den man begleitend zu den Mahlzeiten trinkt. Viel eher ist Wein ein Stück italienisches Lebensgefühl und gehört ebenso zum Alltag wie gutes Essen und Fußball. Dementsprechend trinkt jeder Italiener auch 48 Liter, zumeist roten Wein, im Jahr.
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Auch in der Weinproduktion ist Italien ein Land der Superlative. Auf einer Fläche von über 840000 ha in 20 Regionen werden 400 Rebsorten angebaut, aus denen jährlich 60 Mio. Hektoliter Wein gewonnen werden. Mit einem Weltmarktanteil von über 19% liegt Italien damit auf Platz zwei der Liste der größten Weinerzeugerländer.
Während der kultivierte Weinbau durch die Römer in ganz Europa verbreitet wurde, waren es im Kernland des römischen Imperiums die Griechen, die die Trauben mitbrachten.
Durch die Eroberungen der Römer kam es zum Austausch von Sorten, Anbaumethoden und Verarbeitungstechniken mit den unterworfenen Gebieten, wodurch die heimische Weinproduktion an Vielfalt gewann und sich stets weiterentwickeln konnte. Das Zentrum des römischen Weinbaus waren die Gebiete südlich von Neapel, von wo aus der Wein in alle Provinzen des Reiches exportiert wurde.
Mit dem Ende des Imperiums brach auch das weit gespannte Handelsnetz der Weinhändler zusammen. Erst im 11. Jahrhundert monopolisierten die reichen Städte Norditaliens den Handel wieder und Italien stieg erneut zum wichtigsten Weinlieferanten Europas auf.
Nicht nur aufgrund der langen Weintradition kann Italien heute auf einige Besonderheiten stolz sein, die es so in keinem anderen Land gibt. Die südliche Mittelmeerlage Italiens macht erstens, Weinbau im gesamten Land möglich und zweitens, brachte das heterogene Landschaftsbild und die verschiedenen klimatischen Bedingungen, eine kaum beschreibbare Vielfalt an heimischen Rebsorten hervor.
Auf gerade einmal 15% der Rebflächen werden etablierte Sorten wie Merlot, Syrah oder Sauvignon-Reben angebaut. Die restlichen 85% sind für autochthone, also einheimische Rebsorten reserviert.
Italiens Weinlandschaft ist daher sehr regional, individuell und vor allem traditionell.
Die bekanntesten autochthonen Reben, Saugiovese und Nebbiolo, haben es allerdings selbst auch zu Weltruhm geschafft. Der Vorteil der einheimischen Reben gegenüber anderen liegt dabei auf der Hand. Zwar können die Winzer nicht garantieren, dass jede Lese Spitzenweine hervorbringt, dafür gleicht allerdings kein Wein dem anderen.
Regionaltypische Unterschiede sind viel ausgeprägter und jeder Wein hat damit einen unverwechselbaren Charakter. Zudem haben sich die autochthonen Sorten zum Teil seit Jahrtausenden an die Bedingungen Vorort anpassen können, Qualität ist daher vorprogrammiert.
Wo die guten italienischen Weine herkommen
Südlich von Pisa und Florenz liegt eine Region, in der man sich seit über 3000 Jahren mit dem Weinbau auskennt
Auf 63000 ha in acht Untergebieten entstehen so malerische Weine wie es die Landschaft dieser Weinbauregion vermuten lässt. Die Toskana ist nicht nur ein beliebtes Reiseziel, sondern auch Heimat der berühmtesten Weine Italiens. Spitzenreiter ist der Chianti aus der Sangiovese-Traube, der nach der gleichnamigen Region im Zentrum der Toskana benannt ist. Ungefähr ein Drittel der toskanischen Anbauflächen sind mit dieser Rebsorte bepflanzt.
Der hohe Kalkanteil im Boden und die Wärme der toskanischen Sonne lassen sehr würzige und ausgereifte Weine entstehen, die weltweit Bewunderung finden. Gerade der Chianti Classico, der sich nur so nennen darf, wenn er aus der Mitte des Chianti-Gebietes kommt, ist ein sehr schwerer und fruchtiger Wein, der sogar als einer der besten Rotweine der Welt gilt.
Im Nordwesten Italiens, zwischen Schweiz, Mittelmeer und Frankreich liegt Piemont mit seinem Zentrum Turin. Hier wird in den südlichen Ausläufern der Alpen, in der Po-Ebene und vor allem in den bergigen Regionen rund um die Stadt Alba, im Südosten Piemonts, Wein angebaut.
Neben den drei bekannten Weinen Barolo, Barbera und Barbaresco, die sich durch ihren vollmundigen Geschmack und den hohen Tanningehalt auszeichnen, ist besonders der Schaumwein Piemonts auch außerhalb Italiens sehr gefragt.
Mittelpunkt der Schaumweinproduktion ist die Stadt Asti, Heimat des Asti Spumante, der hier aus der Muskateller-Rebe gekeltert wird. Der frische, fruchtige und relativ süße Charakter erfreut sich wachsender Beliebtheit, sodass mittlerweile jährlich mehr als 75 Mio. Flaschen des Asti produziert und weltweit exportiert werden.
Die größte und zugleich älteste Weinbauregion Italiens ist Sizilien
Auf Italiens größter Insel gründeten vor knapp 3000 Jahren die Griechen mehrere Siedlungen und brachten die Weinkultur gleich mit. Auf über 113000 ha werden heute sehr bodenständige und ländliche Weine produziert, die so heterogen sind wie die Landschaft Siziliens.
Vor allem aber kann die Mittelmeerinsel mit einer Besonderheit auftrumpfen, die Weinreben hervorragend gedeihen lässt. Die Hänge des Ätnas sind aufgrund der vulkanischen Böden überaus fruchtbar, sodass selbst auf einer Höhe zwischen 500 und 1000 Metern ideale Bedingungen für den Weinbau herrschen.
Der Einfluss des Mittelmeeres sorgt dabei dafür, dass die Reben unter der glühenden Sonne des Südens nicht austrocknen. Der Vino dell’Etna überzeugt durch seinen milden Geschmack und die würzigen Aromen und ist dementsprechend auch über die Region hinaus gefragt. Sizilien kann aber auch anders!
Der Marsala aus der Nero d’Arola-Rebe ist hingegen ein tiefroter Wein, der eine angenehme Restsüße und eine milde Säure besitzt und wie kein anderer die Bodenständigkeit Siziliens repräsentiert. Er verspricht eine intensive Geschmackerfahrung, die oftmals durch eine ganze Bandbreite von Honigaromen führt. In den Weinen Siziliens spiegelt sich daher wunderbar der Charakter der ganzen Inseln wieder: ursprünglich, heimatverbunden und ein Stück weit rustikal.
Die Italiener lieben Wein, vor allem ihren heimischen. Als Genussmenschen wissen sie, was Qualität und guter Geschmack wert sind. Die italienische Weinindustrie ist daher auch einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes und einer der größten Weinproduzenten der Welt. Die überaus lange Weintradition, die vielen regionalen Unterschiede und der Wunsch, die eigenen Produkte stets zu verbessern, zeichnen die italienischen Winzer aus. Wer probierfreudig ist und gern Neues kennenlernen will, den kann man Weine aus Italien nur empfehlen!